Rückblicke
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Nachdem ich im Jahr 1986 die Eröffnung des Wiener Straßenbahnmuseums und den Festzug „100 Jahre Dampftramway in Floridsdorf“ organisiert hatte, wollte ich auch im Jahr 1987 das anstehende Jubiläum anläßlich des 90-jährigen Bestehens der ersten elektrischen Straßenbahn in Wien gebührend begehen.
Nach Rücksprache mit dem damaligen Stadtrat Hatzl und der Straßenbahn-Direktion stand das Konzept bald fest: Ein Festzug aus typischen Fahrzeugen sollte die historische Strecke der ersten „Elektrischen“ befahren. Die Führung des Festkonvois war einfach zu rekonstruieren, denn die Nachfolgerin der ersten elektrifizierten Strecke, die „nördliche Transversallinie“ war die spätere Linie 5.
Ich wollte aber nicht nur die vorhandenen Museumswagen zu historischen „5ern“ machen, sondern als Besonderheit auch wieder einen für den „5er“ typischen „halbstarken“ Zug im Festzug mitführen, gebildet aus einem M-Triebwagen und einem Großraumbeiwagen.
Nun begab ich auf die Suche nach einem Beiwagen, der trotz erfolgtem Umbau auf schaffnerlosen Betrieb noch möglichst „original“ war. Dieser Wagen wurde auch bald gefunden, es war der c3 1110, der damals im Bahnhof Breitensee beheimatet war.
Auf meinen Wunsch hin wurde der Wagen kurz darauf in den Museumswagenstand überschrieben und damit konnte der „Rückbau“ in der Zentralwerkstätte beginnen. Die Arbeiten selbst waren nicht allzu umfangreich (Umformereinbau, zweite Zierleiste, Bremslicht-Pendelschalter etc.), allerdings machte die Rekonstruktion einer schon lange nicht mehr vorhandenen elektrischen „Ein-Schlag-Abfertigungsglocke“ am vorderen Dachkranz des Wagens die meisten Schwierigkeiten.
Aber die Aufgabe wurde gelöst und am 16. Jänner 1987 konnte die Bremsprobefahrt mit dem M 4082 und dem fertiggestellten Beiwagen c3 1110 stattfinden.
Für den Festzug wurden folgende fünf Garnituren zusammengestellt: G2 2051 + k2 3487, G4 345 + k1 3210, K 2447 + m3 5376, M 4148 + m3 5358 und natürlich M 4082 + c3 1110.
Der Tag der Festveranstaltung – der 31. Jänner 1987 – war ein klirrend kalter Wintertag mit Sonnenschein, also ideal für alle Fotografen.
Als wir die Museumsfahrzeuge aus der Halle in Erdberg holten, wollte ich noch eine kleine staubige Stelle am c3 1110 mit einem feuchten Schwamm entfernen. Diese Aktion mißlang, denn der Schwamm blieb wegen der extremen Kälte am Seitenwandblech kleben. Erst am Sammelort der historischen Fahrzeuge – in der geheizten Revisionshalle des Bahnhofes Rudolfsheim – löste sich der Schwamm wieder vom Wagen und die schmutzige Stelle konnte gereinigt werden.
Um 9.50 Uhr fuhr nun der gesamte Konvoi vom Bahnhof Rudolfsheim zur Endstation der Linie 5 am Westbahnhof, von wo der Festzug um 10 Uhr über die Linie 5 in Richtung Praterstern abfuhr.
Am Praterstern war dann vorgesehen, daß die Fahrzeuge in der Schleife der Linie 5 bis etwa 12 Uhr zur Besichtigung ausgestellt werden. Die Linie 5 wurde für diesen Zeitraum zum Elderschplatz abgelenkt.
Es kam dann aber etwas anders, als nämlich der Triebwagen M 4148 in der Lange Gasse einen Getriebeschaden erlitt und dadurch die beiden letzten Züge bis zum Ende der Bergungsarbeiten aufgehalten wurden. Der Triebwagen 4148 fuhr danach – mit einer Achse auf einem Achsbruchwagen aufgeschemelt – mit eigener Kraft zum Betriebsbahnhof Währinger Gürtel, sein Beiwagen wurde vom Auto-Rüstwagen ebenfalls dorthin geschleppt.
Die Fahrgäste der beiden Wagen wurden nun im Zug 4082 – 1110 untergebracht und dann konnte es mit erheblicher Verspätung endlich zum Praterstern gehen.
Nach unserem dortigen Eintreffen besichtigte dann der Stadtrat den neu adaptierten c3-Beiwagen. Die größte Freude bereitete dem eingefleischten Simmeringer aber, daß der Beiwagen mit der Nummer 1110 ausgesucht worden war – der Postleitzahl des Bezirkes Simmering.