Rückblicke
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Ältere Bahnfreunde werden sich noch an den „Pendler“ erinnern, der bis in die frühen 1960er Jahre auf den „Nahverkehrsgleisen“ von Hütteldorf-Hacking nach Unter-Purkersdorf speziell an Wochenenden Unmengen an Erholungssuchenden vornehmlich nach „Hawei“ (Hadersdorf-Weidlingau) oder weiter brachte.
Die Spezialität des im offiziellen Eisenbahnerdeutsch „Kurzzug“ genannten Vehikels war, daß der „Zug“ aus vier zweiachsigen Wagen mit offenen Plattformen und einer in der Mitte eingereihten Lokomotive („eingewickelte Lok“) bestand. Dabei kamen meist kleine Verschubloks der Reihen 392 oder 1062 zum Einsatz, manchmal gab es aber auch einen „großen“ 3071 oder eine 1073.
Abgelöst wurde diese – besonders von Kindern auf der vorderen Plattform beliebte – Zugkomposition dann in den 1960er-Jahren von Triebwagengarnituren der Reihe 4030.
Nun traf es sich im Sommer 2007, daß der leider schon verstorbene Manfred Novy, damaliger Direktor des Verkehrsverbundes Ost-Region (VOR), bei einem Expertentreffen im Schweizerhaus den Wunsch äußerte, das 20-jährige Bestandsjubiläum der Schnellbahnlinie S 45 (Wiener Vorortelinie) gebührend zu feiern.
Nun wurden von den anwesenden Fachleuten von VOR, Wiener Linien, ÖBB, etc. die verschiedensten Vorschläge eingebracht, wie ein würdiger Fest-Sonderzug aussehen könnte. Da wurden Dampfzug, 4030-Garnitur, Blauer Blitz oder Schienenbus in die Diskussion geworfen, aber alles wurde gleich wieder als „unspektakulär“ verworfen.
Nach einiger weiterer Schweizerhaus-Konsumation warf ich dann ein, wie schön sich doch ein „Pendler“ auf der Vorortelinie ausmachen würde. Dieser Vorschlag wurde dann trotz der augenscheinlichen Unmöglichkeit des Unterfangens (Vorschriftenlage, Behördenverfahren, betriebliche Auflagen, etc.) begeistert aufgenommen.
Und die „Unmöglichkeit“ wurde dann doch geschafft!
Am Morgen des 8. Dezember 2007 stand in der Nostalgie-Remise am ehemaligen Nordbahnhof ein „echter Pendler“, bestehend aus vier siebenfenstrigen Zweiachs-Spantenwagen und der „eingewickelten“ Lokomotive 1062.07 zur Abfahrt bereit.
Ein ursprünglich von ÖBB-Schreibtischtätern (= „Angsthasen“) erarbeitetes Konzept, die Überstellungsfahrt über die Schnellbahn-Stammstrecke für den als „zu unzuverlässig“ befürchteten Kurzzug mit einer Streckenlok zu unterstützen, konnte letztlich doch verhindert werden.
Und so fuhr dann die kuriose Garnitur planmäßig und vollkommen klaglos über die „heilige“ Schnellbahn-Stammstrecke vom Praterstern nach Meidling und weiter bis Hütteldorf.
Dort fanden dann ganztägig die Publikumsfahrten Hütteldorf – Heiligenstadt als Zwischenzug zu den S 45-Planzügen statt. Man konnte sehen, daß sowohl Normalfahrgäste als auch „Fachleute“ große Freude an dem besonderen Ereignis hatten.
Leider war diese Fahrt die letzte Aktion der Aktivistengruppe, die sich um die vielen historischen Lokomotiven gekümmert hatte, denn nach immer stärker werdenden Querelen im Bereich der ÖBB-Nostalgie wurden nach dieser Fahrt die Tätigkeiten in der Werkstätte am ehemaligen Nordbahnhof beendet.
Wenn man die heutigen Verhältnisse kennt, dann kann man sicher behaupten, daß die Fahrgäste vor zehn Jahren die letzten waren, die eine Fahrt mit einem „Pendler“ erleben konnten.