Rückblicke
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Lange genug stagnierte die Streckenlänge des Wiener Straßenbahnnetzes, bis 1979 wieder eine neue Straßenbahnlinie entstand. Das war ein vollkommen aus der Art geschlagenes Projekt, denn diese „Schnellstraßenbahn“ führte vom Westbahnhof bis Meidling auf Straßenbahngleisen und dann sogar über einen Teil der Lokalbahnstrecke Wien-Baden.
Wegen der für später vorgesehenen Umstellung auf U-Bahn-Betrieb (U6) fuhr diese Linie nach der Lokalbahnstrecke großteils auf einer U-Bahn-tauglichen Hochstrecke. Die vorläufige Endstation der Linie 64 war in Alt-Erlaa (Rößlergasse) und für den Betrieb waren die damals neuen Züge der Typen E2 – c5 vorgesehen.
Ich war für die Einschulung der zukünftigen Fahrer auf der Schnellstraßenbahn eingeteilt und verlebte fast den ganzen Sommer 1979 ziemlich streßfrei, denn ich hatte den großteils langjährigen Fahrern nur die Betriebsvorschriften zu vermitteln und mit denen, die auch schon die E2-Typenprüfung hatten, die neue Strecke abzufahren – also wahrlich keine aufregende Tätigkeit wie es etwa die allererste Ausfahrt mit vollkommenen Neulingen bedeutet hätte.
Zu dieser Zeit gab es den sehr prominenten Pianisten Norbert Pawlicki, der besonders dadurch bekannt war, daß er den berühmten Heinz Conrads bei fast allen Rundfunk- und Fernsehsendungen am Klavier begleitete. Prof. Pawlicki hatte aber als Hobby die Straßenbahn und ganz besonders lag ihm am Selbst-Fahren mit Straßenbahnwagen. Er hatte auch einige Gönner in der Straßenbahn-Direktion und so kam es recht oft vor, daß das Schulbüro beauftragt wurde, mit Prof. Pawlicki einen „Fahrtag“ mit Fahrzeugen seiner Wünsche abzuhalten. Anläßlich der 64er-Einschulungswochen bekam auch ich den Auftrag, den netten Straßenbahnfreund zu betreuen und mit einem E2 über die Schnellstraßenbahnstrecke fahren zu lassen.
Aber zurück zur Schnellstraßenbahn! Der Eröffnungstermin wurde für 27. September angesetzt und obwohl ich in den letzten Wochen durchwegs mit der Einschulung für diese Linie eingesetzt war, mußte ich mit einiger Enttäuschung feststellen, daß ich für die Eröffnung nicht eingeteilt war.
Erschwerend dabei war, daß dem Eröffnungszug einige der damaligen Museumsfahrzeuge vorausfahren sollten, was ich ja eigentlich als mein Fachgebiet ansah. Aber, es half nichts, ich bekam an diesem Tag eine andere Aufgabe und mußte mich danach mit Erzählungen, Fotos und Filmen über das Ereignis begnügen.
Doch die Sache ist nicht richtig rund gelaufen: Bei der Ausfahrt des historischen K-Triebwagens aus der Remise Wolfganggasse brach dessen Lyrabügel und dieser mußte einigermaßen zeitraubend getauscht werden.
Nach dieser bösen Panne fuhr der Festzug über die neue Strecke, aber auch der Eröffnungszug der Badner Bahn hatte seine Tücken: Man wollte den voll tauglichen Hofsalonwagen nämlich nicht gerne alleine fahren lassen und spannte ihm daher den modernen Triebwagen 34 (Bj. 1927) vor. Und dieser Wagen 34 entgleiste dann prompt in der Schleife Rößlergasse!
Beide Ereignisse basierten auf Unaufmerksamkeit des jeweiligen Fahrpersonals, aber auch auf der Hilfslosigkeit der Verantwortlichen beim Umgang mit Museumsfahrzeugen.
Und genau ein Jahr später, am 27. September 1980 wurde die Schnellstraßenbahnstrecke ohne jegliche Feierlichkeiten bis nach Siebenhirten verlängert….
In den nächsten 30 Jahren gab es aber keine Eröffnungsfahrt, Abschiedsfahrt oder kein sonstiges derartiges Ereignis mehr, bei dem ich nicht die Fäden gezogen hätte – und das ohne jeglichen negativen Vorfall!
In den Jahren nach der Streckeneröffnung nutzte ich meine Stellung in der Schulungsabteilung aber auch aus, um besondere Fahrzeuge auf die „Schnellstraßenbahn“ zu bringen (und zu fotografieren). Der Turmwagen TU1 6122 und die UNH wären sonst nie nach Siebenhirten gekommen….