Rückblicke
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Im Jahr 1904 beschaffte die Wiener Straßenbahn zwei Kehrmaschinen für die Schneeräumung auf Außenstrecken. Diese Fahrzeuge bekamen die Typenbezeichnung „SK“ und die Betriebsnummern 2401 und 2402.
Diese Kehrmaschinen waren die ersten Triebfahrzeuge der Wiener Straßenbahn mit geschlossenem Fahrerplatz, da es zu dieser Zeit in Wien nur Triebwagen mit offenen Plattformen gab.
Im Jahr 1906 folgte noch eine dritte, fast bauartgleiche Kehrmaschine mit der Betriebsnummer 751. Sie hatte im Gegensatz zu den beiden vorhandenen „SK“ eine etwas geänderte Kehrbürstenaufhängung und eine geringfügig abweichende Dachform.
Vom 28. April bis 11. November 1906 war diese Maschine 751 neben anderen Fahrzeugen der Wiener Straßenbahn und der Lokalbahn Wien-Baden als Ausstellungsstück auf der Mailänder Weltausstellung zu sehen.
Im Jahr 1908 wurden die drei Schneekehren in der Nummerngruppe 2751 – 2753 zusammengefaßt, um nach der endgültigen Festlegung der Hilfsfahrzeug-Betriebsnummern in der Nummerngruppe 6000 im Jahr 1913 letztmalig zu 6106 – 6108 umnumeriert zu werden.
Die Fahrzeuge waren wie normale Straßenbahntriebwagen mit zwei Tatzlager-Motoren ausgestattet, für den Betrieb der rotierenden Bürsten wurden ebenfalls Straßenbahn-Fahrmotoren verwendet.
Trotz der kleinen Fahrerkabine wurden darin vier (!) Fahrschalter eingebaut: Für jede Fahrtrichtung einen Fahrschalter zur Geschwindigkeitsregulierung und je einen „Fahrschalter“ für die beiden Schneebürsten.
Die drei Schneekehrmaschinen waren in Wien mangels Bedarfes eher selten im Einsatz und daher wurde es sehr begrüßt, daß sich die Lokalbahn Innsbruck – Hall in Tirol („L.B.J.H.i.T.“) – wie die Innsbrucker Straßenbahn damals hieß – im Juli 1925 für zwei der Schneekehren interessierte. Das Problem war dabei nur, daß Wien für jede der Maschinen 125 Millionen Kronen verlangte.
Aus diesem Grund konnte letztlich nur ein Fahrzeug den Eigentümer wechseln, da die Innsbrucker nach langen Verhandlungen nur das Geld für eine Schneekehrmaschine zum „ermäßigten“ Preis von 120 Millionen Kronen aufbringen konnten. Dafür wurde aber die „neueste“ der drei Maschinen, nämlich die 1906 gebaute SK 6106 (ex 751) an Innsbruck abgegeben.
Sie wurde sofort in die Simmeringer Waggonfabrik überstellt, wo die notwendigen Adaptierungsarbeiten für das neue Einsatzgebiet vorgenommen wurden. Der gravierendste Umbau betraf dabei wohl die Änderung der Spurweite von der Wiener Normalspur auf die Innsbrucker Meterspur.
Der nunmehrige Wiener Straßenbahn-Export erreichte Innsbruck über die Westbahn auf einem Güterwagen, der erste Einsatz im Alpen-Schnee erfolgte dann im Jänner 1926.
Die beiden anderen, in Wien verbliebenen SK 6107 und 6108 wurden im Jahr 1939 verschrottet, da man an ihnen die Umstellung der Auswurfrichtung der Schneebürsten auf den Rechtsverkehr, der in Ost-Österreich seit 19. September 1938 herrschte, nicht mehr vornehmen wollte.
Übrigens: Tirol wurde bereits am 2. April 1930 auf den Rechtsverkehr umgestellt, weshalb die Schneekehre in Innsbruck natürlich auf „Rechtsauswurf“ umgebaut wurde.
In ihrem neuen Einsatzgebiet Innsbruck befreite die – dort „Kleine Schneekehre“ genannte – Maschine jeden Winter die Stadtstrecken sowie die Überlandlinien nach Hall und Igls bis zuletzt zur vollen Zufriedenheit von den Schneemassen.
Die „Kleine Schneekehre“, die erst im Jahr 1984 eine Betriebsnummer (200) erhielt, stand auch noch in ihrem 100. Betriebsjahr (davon 80 Jahre in Innsbruck) voll im Betriebseinsatz bei der Innsbrucker Straßenbahn.
Nach ihrer Ausscheidung aus dem aktiven Fahrzeugbestand der IVB im Jahr 2014 wurde die Schneekehrmaschine vom Verein „Tiroler Museumsbahnen“ übernommen und wieder auf Hochglanz gebracht.
Ich durfte daraufhin meinen Beitrag zur Rettung und Restaurierung dieser ehemaligen Wiener Rarität mit einem namhaften Geldbetrag leisten!