Rückblicke
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Restaurierung des P2 462
Neben den vielen wunderschön restaurierten Wagen im Straßenbahnmuseum befanden sich auch Fahrzeuge, die zwar technisch einwandfrei waren, aber vom optischen Eindruck nicht ganz entsprachen. Nun müssen ja nicht alle Museumsfahrzeuge wie Hutschpferde glänzen und sich wie in einem Zustand der Ablieferung aus der Fabrik präsentieren, aber ausgewaschener Lack sowie abgeschabte Wappen und Betriebsnummern sind auch nicht schön und zeugen vom optischen Eindruck her eher von einer Vernachlässigung.
Ein diesbezügliches Beispiel war der Triebwagen P2 4160, der ein eher trauriges optisches Bild bot. Nun war aber genau dieser Wagen eine besondere Rarität, die viele Freunde hatte. Einer davon war der damalige Direktor Manfred Novy des Verkehrsverbundes Ost-Region, der mir anbot, sich an einer Restaurierung des Wagens finanziell zu beteiligen. Nun war der Wagen nicht nur unansehnlich, sondern er war in seinem Tramwayleben schon mehrfach „modernisiert“ worden, sodaß sein Gesamteindruck nicht sehr attraktiv war. Nach der Zusicherung der finanziellen Mittel wollte ich den Wagen aber nicht nur optisch „aufpeppen“, sondern ich wollte ihm gleich sein Original-Aussehen aus dem Jahr 1930 wiedergeben.
Der Wagen wurde in die Hauptwerkstätte überstellt, wo er anstatt der Leuchtstoffröhren wieder die alte Lampen-Innenbeleuchtung, ein Mittel-Liniensignal und einen kompletten Neulack bekam. Wieder im Museum angekommen, entnahm unsere Werkstätte dem Wagen die Schienenbremsen und danach bemühten sich unsere beiden seit Jahren unentbehrlichen privaten Helfer August Grießler und Hubert Oswald, auf dem Wagen die originalen Zierlinien und Nummern anzubringen. Natürlich bekam der ehemalige Wagen 4160 nun die für den Original-Zustand richtige Nummer 462.
Insgesamt kann gesagt werden, daß diese Arbeit von allen Beteiligten in vorbildhafter Weise durchgeführt worden war und sich der ehemals unbeachtete Wagen 4160 nun als Schmuckstück P2 462 präsentierte!
Der Sponsor hatte natürlich den Wunsch, mit „seinem“ Wagen auch eine Sonderfahrt zu machen, was wir im November 2005 gerne durchführten. Bei dieser Fahrt, bei welcher der Beiwagen 5412 mitgenommen wurde, hatte der P2 462 allerdings noch keine Zierlinien. Diese bekam er erst knapp vor der offiziellen Pressevorstellung am 7. Juni 2006.
Und nun zur Frage, warum der Wagen 462 eine besondere Rarität war: Dieser 462er war ursprünglich ein Versuchswagen mit einem besonderen Antrieb (doppeltes Zahnrad-Vorgelege), der sich aber nicht bewährt hatte. Danach bekam der Wagen zwar einen normalen Tramway-Antrieb mit Tatzlagermotoren, aber die nun verwendeten Motoren in Verbindung mit einer etwas ungebräuchlichen Getriebeuntersetzung brachten dem Wagen eine unglaublich hohe Geschwindigkeit und ein weithin hörbares, unverwechselbares Fahrgeräusch.
Der Wagen war durchwegs im Bahnhof Währinger Gürtel beheimatet und er wurde fast ausschließlich auf der Linie D nach Nußdorf eingesetzt. Meine beiden Freunde Manfred Novy und Peter Bader, die früher im Einzugsgebiet des P2 462 gewohnt hatten, konnten schon von Weitem hören, wenn der 462er von Nußdorf abfuhr, daher bekam dieser Wagen den Spitznamen „Heuler von Nußdorf“!