Rückblicke
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
2003: Die große Tramway-Parade am Ring.
Ich hatte schon seit Jahren eine Veranstaltung „im Auge“ und dementsprechend darauf hingearbeitet: Das 100-jährige Jubiläum der städtischen Straßenbahn im Jahr 2003!
Endlich war aber die Zeit gekommen, um mit der Organisation beginnen zu können. Ich hatte natürlich vor, das Jubiläum „100 Jahre Elektrische“ des Jahres 1997 zu übertreffen. Die erste Hälfte des Jahres 2003 wurde daher vom Ausarbeiten der Logistik und von den technischen Arbeiten an den für die Parade vorgesehenen Museumswagen in Anspruch genommen.
Leider konnte der „Amerikaner“ diesmal nicht dabei sein, denn im Zuge der technischen Untersuchung wurden erhebliche Schäden an den Zahnradgetrieben entdeckt. Der Z 4208 konnte nach umfangreichen Arbeiten der Museumswerkstätte leider erst wieder im Jahr 2009 fit gemacht werden.
Ich hatte immer – nicht nur bei großen Paraden – großen Wert darauf gelegt, absolut authentische Zugzusammenstellungen zu präsentieren. Auch jetzt war es mir ein Bedürfnis, dem Publikum eine historisch richtige Vorführung zu bieten. Der Einfachheit halber wurde das Fest aber wegen der Werbewirksamkeit „100 Jahre Wiener Linien“ genannt, obwohl dieser Titel natürlich nicht korrekt war.
Die große Tramwayparade am 20. September 2003 war aber auch eine Schau der Superlative: Über die Ringstraße bewegten sich 31 Einheiten, die aus insgesamt 47 Fahrzeugen gebildet waren. Es nahmen 28 Museums-Straßenbahnfahrzeuge, drei Museums-Stadtbahnwagen und sieben historische Autobusse teil, vom Normalbetrieb kamen sechs Straßenbahnwagen und drei Autobusse. Die Gesamtlänge des Fahrzeugkonvois betrug etwa 700 Meter, der „Aufmarschplatz“ erstreckte sich von der U-Bahnstation Schwedenplatz bis zur U-Bahnstation Schottenring.
Die Parade begann um 13 Uhr am Schottentor und die einzelnen Züge sollten in einem Abstand von etwa fünf Minuten abfahren. Das Interesse der Wiener war aber derart groß, daß sich schon die ersten Züge schwer taten, um weiterzukommen. Und die nachfolgenden Fahrzeuge konnten sich ihren Weg nur mehr mit Polizeiunterstützung durch die Menschenmassen bahnen (offizielle Schätzungen: 500.000 Besucher!). Trotzdem konnte das Programm einigermaßen „über die Bühne“ gebracht werden. Aus strategischen Gründen – ich fertigte die Festzugs-Einheiten am Schottentor ab – hatte ich den letzten Wagen der Parade, den D 244 für mich reserviert.
Vor dem Parlament war eine Tribüne für die „Festgäste“ aufgebaut und der Platzsprecher Erich Götzinger gab zu jedem vorbeifahrenden Fahrzeug Erklärungen an das Publikum.
Die Strecke des Festzuges ging vom Schottentor über die Ringstraße zur Oper, wo die Schleife der damaligen Linie J zum Umkehren benutzt wurde. Danach ging es wieder über den Ring bis zum Schottentor, wo sich die Parade auflöste und die Fahrzeuge wieder in ihre Heimatbahnhöfe oder ins Museum fuhren.
Als alle Museumfahrzeuge wieder im Museum Erdberg eingetroffen waren, waren alle Beteiligten stolz, bei diesem historischen Ereignis dabei gewesen zu sein!
Über dieses Jahrhundert-Ereignis gibt es die DVD-Produktion „100 Jahre Wiener Linien“ von www.bahn-im-film.at
Die ohne neue Ideen fast gleichartig gestaltete Parade des Jahres 2015, bei der ich aber nicht mehr mitgewirkt habe, konnte jedoch an die fachliche Kompetenz der Veranstaltung des Jahres 2003 keineswegs mehr anknüpfen….