Rückblicke
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Und schon wieder ist der neue „Nostalgiekalender 2019“ der Wiener Linien einen Monat lang in „Betrieb“!
Sein Titel ist: Eine schöne Geschichte.
Gleich vorweg: Die Bilder sind auch wirklich wunderschön – was aber nicht das Verdienst der jetzigen Generation ist, denn diese Bilder können wir den begabten Fotografen der vergangenen 70 Jahre verdanken!
Außerdem dürfte es bei den Wiener Linien heute nur mehr ganz wenige Bedienstete geben, welche die Bilder einwandfrei und vollständig definieren können – beim Kalender 2019 dürften sie aber nicht mitgearbeitet haben.
Besonders reizvoll ist dabei der Umstand, daß die Bilddetails, die jeder normale Betrachter ohnedies leicht erkennen kann, großartig als „Bildtext“ präsentiert werden.
Daher kommt es aber auch, daß bei einem Großteil der Bilder – wo keine Wagennummern oder sonstige Daten zu sehen sind – die Bildtexte nur sehr allgemein gehalten sind: Und genau dann wären beim Betrachter kompetente Bildtexte gefragt…
So findet sich gleich am Titelblatt ein schönes Foto von einem Triebwagen, der für die „Unfallverhütungswoche 1949“ geworben hat. Und darunter der unrichtige Text: „Vor dem Rathaus hält ein M-Triebwagen als Werbewagen für die Unfallverhütungswoche (1949)“.
Für jemanden, der nur sehr wenig von der Wiener Straßenbahn versteht, könnte der gezeigte Wagen auch ein M-Triebwagen sein. Aber in Wirklichkeit handelt es sich um einen Triebwagen der Type P3 (wahrscheinlich ist es der P3 460). Das ist zumindest am Wagenkasten erkenntlich, der – anders als bei den „M“ – aufgrund der kleineren Räder tiefer sitzt. (Lernt endlich Straßenbahn, Redaktionsteam…!).
Beim April-Bild kann die Datumsangabe „1949“ nicht stimmen, da der Bus noch die Tarnvorsätze vor den Scheinwerfern hat und das Foto daher aus der Zeit knapp vor dem Ende des Krieges stammen müßte.
Juni: Das Sujet: Eine Straßenbahn fährt durch eine große Lacke! Daß die Linie 80 im Bereich der Ostbahnbrücke aber fast jedes Jahr überschwemmt wurde, ist mit keinem Wort erwähnt…
September: Daß man die Haltestelle Tschertegasse (Bildtext) mit Doppel-T (Tscherttegasse!) schreibt, dürfte dem Lektorat unbekannt sein…
Oktober: Daß aus dem U6-Eröffnungszug Stadtrat Hatzl und Bürgermeister Zilk aussteigen, hat man wahrscheinlich auch übersehen…
Dezember: Diese Busse haben in Wien „5 GF-ST“ geheißen. Aber so genau kann man es ja nicht erwischen!
Und wenn nun jemand von der Radaktion sagt: Das alles ist den meisten Leuten ohnedies egal…….
Naja!
So wie die ehemalige Bildungsstätte „Wiener Straßenbahnmuseum“ als nunmehriges „Verkehrsmuseum Remise“ in die Gleichgültigkeit abgesunken ist, so kann man auch den Kalender als reine Deko ohne Bildungswert ansehen – wozu stören dann aber überhaupt die „Bildtexte“ unter den Fotos?