Rückblicke
Geschichten über Bahnen in Wort und Bild
Geschichten über Bahnen in Wort und Bild
In meiner Anfangszeit als Tramwayfreund hörte ich bei anderen Gleichgesinnten immer wieder die Worte „Schrottplatz“ und „Simmering“. Eines Tages wollte ich nun diesem Geheimnis nachgehen und ich fuhr zur Remise Simmering. Da war aber nichts Besonderes zu sehen. Ich faßte mir ein Herz und fragte einfach den Verschieber um den Schrottplatz. Dieser deutete hinter die Remisenhalle und sagte vollkommen unkompliziert: „Dort hinten ist das Altmateriallager“.
Das merkte ich mir: Wenn ich in Zukunft in eine Remise wollte, war für mich nur mehr der Verschieber die erste Ansprechstelle. Völlig unbehelligt gelangte ich daraufhin in das „Altmateriallager Simmering“.
Man kann sich heute gar nicht vorstellen, wie eindrucksvoll dieser Platz war. Eine riesengroße Fläche, auf der weit mehr als 50 ausgeschiedene Wiener Tramwaywagen zur Verschrottung bereitstanden. Aus diesen Wagen wurde vor der Verschrottung noch alles brauchbare Material entnommen, dann wurden sie umgeworfen und verbrannt. Was dann noch übrigblieb, wurde mit dem Schneidbrenner zerschnitten und mittels LKW zur Verwertung weggeführt.
Diese Arbeiten wurden von einer Privatfirma durchgeführt, daher wurde dort das sonst so strenge Zutrittsverbot für Wiener Remisen nicht ganz durchgezogen.
Von nun an hatte ich immer wieder ein Riesen-Erlebnis auf diesem Schrottplatz.
Und was es damals noch für Wagen zu sehen gab, die zum Verschrotten bereitstanden: Riesige Mengen an alten Laternendach- und Tonnendachwagen, Stadtbahnwagen und Autobussen. Als absolute Besonderheit gab es auch noch den letzten G-Triebwagen mit Kobelverglasung: den Hilfstriebwagen GR 6727, der als Personenwagen G 727 geheißen hatte. Und dort sah ich erstmals wieder ein Exemplar einer Beiwagenserie, die mich früher so fasziniert hatte: Einen h-Mitteleinstiegswagen mit der Nummer 3006, der dort als Garderobewagen für die Arbeiter der Schrottfirma diente. Abschließend ist zu sagen, daß dieser letzte Wagen seiner Type trotz meiner Bemühungen, ihn zu erhalten, einige Zeit später leider doch verschrottet wurde.
Natürlich lag im Altmateriallager auch eine riesige Menge an Ausrüstungsgegenständen zur baldigen Verschrottung herum, die später, in der Zeit des „Nostalgiebewußtseins“ ein Vermögen gekostet hätten: Lampenkörper aus Messing, Dachsignallampen, Griffstangen, Abfertigungsglocken und viele andere Dinge, die heute jedem Tramway-Nostalgiefreund das Herz höher schlagen lassen würden….
Leider wurde der Schrottplatz Simmering aufgelassen, als die neue Zentralwerkstätte fertiggestellt wurde. Einige Zeit wurden die Fahrzeuge nun dort verschrottet, bis die Umweltauflagen auch diese billige Fahrzeug-Verwertung unmöglich machten.