Rückblicke
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Zu Ende des Jahres 2007 ist eine Ikone der Wiener Straßenbahn nahezu unbemerkt aus dem Straßenbild Wiens verschwunden. Die Rede ist von den ersten sechsachsigen Straßenbahn-Gelenktriebwagen der Type E.
Nach manch unglücklichen Fehlgriffen in der Wagenbeschaffung nach dem Zweiten Weltkrieg verlegte man sich sehr erfolgreich auf den Lizenz-Nachbau von ausgereiften Straßenbahnwagen deutschen Ursprungs.
Die erste Lizenz für sechsachsige Gelenkwagen der deutschen Firma „Duewag“ nahmen die Lohnerwerke, die auch gleich zwei Prototypen (4401 = „Emil“) und (4402 = „Edi“) herstellten.
Der erste ausgelieferte Wagen mit der Nummer 4401 konnte schon am 7. Oktober 1959 seine erste Fahrt im Personenverkehr auf der Linie 71 durchführen. Die Passagiere und auch die Passanten nahmen damals jedoch kaum Notiz von dem neuen und eleganten Fahrzeug. Die Gründe lagen wohl darin, daß sich die Inneneinrichtung optisch kaum von den damals schon alt-bekannten Großraumwagen C1, c1 und c2 unterschied und der erste Gelenkwagen Type D schon ein Jahr vorher auf der Linie 71 gefahren war – damit hatte er dem „Emil“ 4401 die Show gestohlen!
Dem „Emil“ 4401 folgten bis 1966 insgesamt noch 87 Wagen der gleichen Bauart nach. Die Gelenkwagen Type „E“ ließen in Bezug auf Fahrkomfort und Fahrgeräusch das damals vorhandene Wagenmaterial weit hinter sich.
Der zweite Prototyp „Edi“ wurde wegen seines von der Norm abweichenden Fahrerplatzes zum ungeliebten Außenseiter, er wurde aber im Jahr 1974 zum Musterwagen für den Umbau der Type E auf Einmannbetrieb.
Nach dem Ende seines Betriebslebens holte ich den historisch wichtigen E 4401 im Jahr 2003 als Exponat ins Museum.
Seine letzte große Aufgabe bekam der E 4401 aber im Jahr 2007, als der Abschied von den letzten Vertretern der Type E nahte. Der Prototyp E 4401 aus dem Jahr 1959 wurde für die letzte E-Fahrt technisch und optisch auf Hochglanz gebracht. Als Draufgabe wurde der Wagen zur Feier des Tages auch noch mit einem „Maischmuck“ verziert.
Ich überstellte den Wagen zum Bahnhof Speising, wo er auf der Linie 62 die letzte planmäßige Runde absolvieren sollte.
Noch ein letztes Mal fuhr der E 4401 als regulärer Tourenzug mit Fahrgästen zur Endstation bei der Oper, dann nach Lainz und beim Einziehen im Bahnhof Speising war die Type „E“ nur mehr Geschichte. …
Es ist wohl sehr selten, daß ein Fahrzeug einer größeren Serie die Erstfahrt und nach 48 Jahren auch noch die letzte Fahrt der Wagentype durchführt!
Ebenso wie die Erstfahrt blieb auch der Abschied von der Type E am 25. Oktober 2007 von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt, da ja die optisch gleiche Type E1 damals noch in großen Stückzahlen in allen Teilen Wiens fuhr.
Und sogar manchem „Straßenbahnfreund“ war ja der Unterschied zwischen E und E1 nicht immer geläufig……