Rückblicke
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Am Samstag, 26. Mai 2018 feierten die Wiener Linien den bisherigen „Tramwaytag“ nun als „U-Bahn-Tag“ anläßlich der vermeintlichen Feier „40 Jahre Wiener U-Bahn“.
Soweit die Fakten.
Daß die U-Bahn in Wien aber schon im Jahr 1976 vollwertig im Personenverkehr gefahren ist, daran will man sich heute nicht mehr erinnern. Warum?
Ab dem Jahr 1972 wurden die ersten U-Bahnwagen ausgeliefert, die im Rohbau zwar von der Waggonfabrik Donauwörth gefertigt, im SGP-Werk Wien aber fertiggestellt wurden. Nun folgten nach verschiedenen Umbauten im Gleisbereich die ersten nächtlichen Probefahrten auf dem Streckenabschnitt Heiligenstadt – Friedensbrücke der „Wiener Elektrischen Stadtbahn“. Später wurden die Probefahrten teilweise auch schon tagsüber durchgeführt.
Am 8. Mai 1976 war es aber dann soweit: Die erste Wiener U-Bahnstrecke mit der Linienbezeichnung „4“ wurde eröffnet.
Aber es war nicht wie sonst: Keine feierliche Eröffnung durch prominente Honoratioren oder gar durch Politiker. Die ersten U-Bahn-Züge fuhren einfach über die ehemalige Stadtbahn-Strecke und nur die Fahrgäste waren über das neue Verkehrsmittel erfreut.
Die Züge der neuen U-Bahn-Linie fuhren anfangs noch mit dem alten, optischen Stadtbahn-Signalsystem, also wie bisher, nur etwas schneller (80 km/h statt bisher 40 km/h).
Das änderte sich erst ein Jahr später, als am 21. Mai 1977 die „Linienzugbeeinflussung“ (LZB) in Betrieb genommen wurde. Damit war die nunmehrige U4 eine vollwertige U-Bahn-Linie.
Inzwischen wurde eifrig an der Fertigstellung der neuen Tunnelstrecke für die Linie U1 vom Karlsplatz zum Reumannplatz gearbeitet und dabei wurde auch der U-Bahn-Doppelwagen 2003 / 3003 am Karlsplatz mittels Kran über eine Öffnung auf die schon fertigen Gleise der U1 abgesenkt, um auch am neu gebauten Streckenabschnitt Probefahrten durchführen zu können.
Nach der Fertigstellung des ersten Abschnittes der Linie U1 wurde dann am 25. Februar 1978 die U-Bahn-Linie U1 (also fast zwei Jahre nach der U4!) mit großem Pomp und Feierlichkeiten pressewirksam eröffnet. Die Erstfahrt wurde durch die Anwesenheit des damaligen Bundespräsidenten Dr. Kirchschläger am Fahrerplatz geehrt, Fahrer des Eröffnungszuges war Instruktor Franz Novotny.
Und jetzt wird vielleicht klar, warum diese Eröffnung heuer gefeiert wird und nicht die „wirkliche“ Inbetriebnahme der Wiener U-Bahn im Jahr 1976: Schon damals wurde ohne Pomp und große Feier eröffnet, also wurde das U-Bahn-Jubiläum auch im Jahr 2016 ignoriert.
Erst die Eröffnung der Linie U1 im Jahr 1978 wurde von diversen Politikern der Stadt Wien groß gefeiert. Und zum Andenken an dieses großzügige „Geschenk“ an die Wiener Bevölkerung gab es 2018 eben den „U-Bahn-Tag“!
Daß man allerdings mit einem vollkommen falschen Titel („40 Jahre Wiener U-Bahn“) der Bevölkerung eine unrichtige historische Tatsache vermittelt, spielt bei den Verantwortlichen offensichtlich keine große Rolle!
Sie wissen‘s halt nicht besser….