Rückblicke
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
99 Jahre lang war die Kurbel bei der Wiener Straßenbahn die traditionelle Art gewesen, die Fahrgeschwindigkeit einer Straßenbahn zu steuern. Die erste Abkehr von dieser Bedienungsart war die Einführung des Schalthebels bei den Typen C, C1, C3, D, D1, E und E1.
Aber erst als die Straßenbahnen mit elektronischen Steuerungen ausgestattet wurden, zeigte sich, wie veraltet die Kurbel – am Fahrschalter und als Handbremse – wirkte. Da inzwischen schon alle vorhandenen Gelenkwagen mit einer elektronischen Steuerung ausgestattet waren und mit „Sollwertgebern“ und „Joysticks“ geführt wurden, blieben im Jahr 1996 nur mehr die Triebwagen F und C1 übrig, die mit händisch bedienten Fahrschaltern ausgestattet waren. Und davon hatte nur mehr die Type F Kurbeln zum Bedienen des Fahrschalters und der Betriebs-Handbremse.
Die Type F war im Jahr 1964 als Folgeauftrag nach der Type L4 geliefert worden, allerdings wurden die ursprünglichen Zweiachser aufgrund des Personalmangels der 1960er Jahre zu Gelenkwagen umkonstruiert. Den teilweise schon fertigen Zweiachs-Wagen wurde das Heck abgeschnitten und dafür ein neu konstruierter Nachläufer mit Drehgestell angepaßt.
Die erste Aufgabe der 50 F-Triebwagen war der Ersatz der „Amerikaner“ (Type Z) auf der Linie 331.
Im Lauf der Jahre kamen die F-Triebwagen in sehr viele Betriebsgebiete der Wiener Straßenbahn und am Ende Ihres betrieblichen Daseins waren sie auf der Linie 62 angelangt.
Nun hatte ich den F 746 schon seit einigen Jahren „leihweise“ im Straßenbahnmuseum ausgestellt, als es im Juni 1996 hieß, daß der Einsatz der F-Triebwagen ein baldiges Ende haben würde.
Der genaue Termin des letzten Einsatzes wurde abgesprochen und der „Museums“-F 746 wurde wieder technisch für den Personenverkehr aufgerüstet.
Am 28. Juni 1996 führte ich den F 746 zum Bahnhof Speising und für die letzte Fahrt wurde der normal verkehrende F gegen den Wagen 746 getauscht, sodaß der für das Museum vorgesehene Wagen die historische letzte „Kurbel“-Fahrt durchführte. Als Kenner der Materie muß ich sagen, daß trotz der Bedienungsfreundlichkeit von Hebel, Sollwertgeber oder Joystick die Kurbel für mich immer noch die gefühlvollste Bedienungsart für eine Straßenbahn ist……
In der Endstation Lainz gab es noch das übliche „Foto-Shooting“ und dann zog der letzte 62er mit Kurbelbedienung im Bahnhof Speising ein.
Gleich danach wurde der Wagen in seine neue Heimat – das Straßenbahnmuseum – überstellt und am nächsten Tag offiziell in den Museumswagenstand übernommen.