Rückblicke
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Jedes Straßenbahnunternehmen versucht, den Betrieb ökonomisch zu gestalten. Daher wird danach getrachtet, einem Motorwagen viele Beiwagen mitzugeben, um möglichst viele Fahrgäste in einem Zug befördern zu können.
Der Zugbildung sind aber Grenzen gesetzt: Starke Neigungsstrecken, klimatische Verhältnisse, aber auch technische Vorgaben beeinflussen die Zuglängen.
In Wien gab es fast durchwegs nur Triebwagen mit elektrischer Widerstandsbremse und die Beiwagen mußten daher mittels Solenoidbremse abgebremst werden. Da dieses System aber nur zwei Solenoide speisen kann, war damit die längste Zugformation für Wien gegeben: Der Drei-Wagenzug!
Die Drei-Wagenzüge, für welche die Wiener Straßenbahn berühmt war, gab es ab dem Jahr 1904.
Um verschiedene Motorstärken (und damit das Bremsvermögen) der diversen Triebwagen mit dem Bremsgewicht der Beiwagen abstimmen zu können, wurde ein sehr sinnvolles System erdacht, um die zulässigen Kupplungsmöglichkeiten anzuzeigen:
Auf den Prellschienen der Triebwagen und auf den Brustwänden der Beiwagen gab es drei verschiedene „Gewichtszeichen“: Dreieck (leichter Wagen), Viereck (mittelschwerer Wagen) und Sechseck (schwerer Wagen). Und als Regel galt: Ein Triebwagen darf zwei Wagen derselben Kategorie oder einen Wagen der nächsthöheren Kategorie mitnehmen. (Beispiel: Ein Viereck-Tw darf zwei Viereck-Bw oder einen Sechseck-Bw befördern).
Dieses Kennzeichnungssystem hat sich in den folgenden Jahren bewährt, es kamen aber trotzdem manchmal unzulässige Zugbildungen zustande!
Die ersten „großen“ Drei-Wagenzüge, die auch auf starken Gefällestrecken fahren durften (z. B. die ehemalige Linie 8) gab es ab 1910 mit den Typen H und k1.
Und die ersten Wiener Drei-Wagenzüge mit wirklich großen Fassungsraum gab es ab 1932 auf der Ausflugslinie 60, die mit adaptierten Stadtbahngarnituren betrieben wurde.
Dafür durften die schönen und betriebssicheren M-Triebwagen im regulären Personenverkehr bis 1947 nicht mit den dazugehörigen m2-/m3-Beiwagen fahren. Auf Steigungsstrecken galt das Verbot bis zuletzt (1978)!
Im Laufe der Jahre wurden nun die verschiedensten Fahrzeugkonstruktionen in Betrieb genommen, wobei es sich immer um Zwei-Richtungswagen gehandelt hat.
Die letzte Fahrzeugbauart, die im Drei-Wagenzug verkehrte, war aber als Ein-Richtungsfahrzeug ausgeführt. Just zu der Zeit, in der extremer Personalmangel herrschte, wurden noch einmal kleine, neu gebaute Zweiachser in Betrieb genommen!
Die ab dem Jahr 1960 ausgelieferten Triebwagen Type L4 mit den dazugehörigen Beiwagen Type l3 waren ein technischer und betrieblicher Rückschritt (es gab damals schon Gelenkwagen und Großraumwagen) und man mußte auch betriebswirtschaftlich in diese Garnituren stark investieren:
Insgesamt wurden die Fahrzeuge zwei Mal für schaffnerlosen Betrieb umgebaut, wobei die Drei-Wagenzüge zuletzt mit zwei schaffnerlosen Beiwagen unterwegs waren.
Und der letzte Drei-Wagenzug Wiens (Typen L – l – l) verkehrte dann am 1. Juli 1988!
Im „Wiener Straßenbahnmuseum“ waren früher zwölf (!) authentische Drei-Wagenzüge der Wiener Straßenbahn ausgestellt.
Und jetzt – im ambitionslosen „Verkehrsmuseum Remise“?……
Schade!