Rückblicke
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
1978: Die Typen E2 – c5
Nachdem die letzten Wagen der richtungsweisenden Triebwagentype E1 im Jahr 1976 ausgeliefert waren, sollte ein „Einheitsfahrzeug“ entwickelt werden, das die zukünftigen Fahrzeugbeschaffungen für ganz Österreich einheitlich und daher kostengünstig gestalten sollte. Diese Vorgabe blieb aber nur ein Wunsch, denn die tatsächlich gebauten „Einheitswagen“ der Betriebe Wien, Graz und der Wiener Lokalbahnen hatten zwar ein ähnliches Aussehen, technisch waren sie aber weitgehend unterschiedlich ausgeführt.
In diesem Bericht werden aber nur die Wiener Wagen abgehandelt.
Die neuen Fahrzeuge waren Duewag-Lizenzbauten des Wagentyps „Mannheim“. Gebaut wurden sie von SGP und Bombardier-Rotax in Wien.
SGP lieferte ab 1978 die Triebwagen E2 4001 – 4098, Bombardier-Rotax die Wagen 4301 – 4324. Die dazu passenden Beiwagen Type c5 1401 – 1517 wurden ausschließlich von Bombardier gebaut. Alle Fahrzeuge wurden bis zum Jahr 1990 ausgeliefert.
Den ersten Auftritt der neuen Fahrzeuggeneration in der Öffentlichkeit bestritt der E2 4301 anläßlich der Parade „75 Jahre städtische Straßenbahn“ am 24. Juni 1978. Im Personenverkehr fuhren die Züge aber erst ab dem 28. August 1978 auf der Linie 6 (erster Zug E2 4004 – c5 1403).
Sie waren die ersten Wiener Straßenbahntypen, die schon vom Werk aus für Einmannbetrieb ausgelegt waren. Es gab nun erweiterte Störungs-Meldeeinrichtungen sowie Rangierfahrschalter auch im Beiwagen. Erstmals gab es bei den neuen Garnituren auch nicht mehr die bisher übliche „Elin-Kupplunsdose“ für die elektrische Energieübertragung zwischen Trieb- und Beiwagen, sondern es wurde eine 54-polige Kupplungsdose der Firma Kiepe montiert.
Wie früher bei den C1-Zügen konnte man auch bei den E2 – c5 beobachten, daß oft Trieb- und Beiwagen mit gleichen Endziffern zusammengekuppelt wurden.
Der zuletzt gebaute c5-Beiwagen mit der Nummer 1517 war überhaupt der letzte Straßenbahnbeiwagen, der für einen Österreichischen Betrieb hergestellt wurde.
Obwohl die Fahrzeuge äußerlich und im Innenraum gefällig wirkten, hatte man mit dem eingebauten Schaltwerk einen groben Fehlgriff getan. Das hochkomplizierte Kompaktschaltwerk „KSW 76“ der Firma Kiepe mit 24 Fahr- und 21 Bremsstufen war immer ein Ärgernis bei den E2-Triebwagen. Die gleichen Schaltwerke und die gleichen Probleme damit hatten daher auch die Stadtbahn-/U-Bahn-Triebwagen der Type E6.
Das Fahrpersonal klagte über schlechte Bremsleistungen oder technische Störungen des Schaltwerkes und die Werkstätten beklagten die hohen Ausfallsquoten. Ich selbst kann diese Mängel bestätigen, da ich im Fahrdienst auch sehr oft mit manchen derartigen Schaltwerk-Schwierigkeiten konfrontiert war.
Ein Triebwagen der Type E2 verdient es, besonders hervorgehoben zu werden. Es handelt sich um den Wagen 4025, der im Jahr 1993 auf der Simmeringer Hauptstraße bei der Gottschalkgasse mit überhöhter Geschwindigkeit entgleiste und danach am Gehsteig stand. Und genau dieser 4025 entgleiste im Jahr 1998 an genau der selben Stelle, allerdings in anderer Fahrtrichtung, aber auch wegen zu hoher Geschwindigkeit. Dabei löste sich der Beiwagen vom Zug und fuhr in eine Bankfiliale.
Um den Schaltwerkstörungen dauerhaft zu entgegnen und auch um die immer größer werdenden Schwierigkeiten bei der Ersatzteilbeschaffung für diese Schaltwerke abzuwenden, entschied man sich für eine Radikallösung bei den E2-Triebwagen: Nach dem Musterumbau der Wagen 4097 und 4098 im Jahr 2009 wurden bis 2011 alle E2 nach dem Vorbild des Wagens 4098 von Bombardier / Cegelec auf eine elektronische Choppersteuerung umgebaut. Der große Vorteil dabei war, daß die bisher verwendeten Motoren (Type WD 785) in den Drehgestellen belassen werden konnten. Seit dem Umbau der E2 auf Choppersteuerung sind Fahr- und Werkstättenpersonal mit den Fahr- und Bremsleistungen sowie mit der technischen Verfügbarkeit einigermaßen zufrieden.
Und die Probleme mit den Schaltwerken der E6-Triebwagen löste man, indem man die E6 einfach verkaufte….
Aber auch die Chopper-E2 haben ein Ablaufdatum: Nachdem die ab 2018 neu gebauten Bombardier-Niederflurwagen „Flexity“ der Type D voraussichtlich im Jahr 2026 zur Gänze ausgeliefert sein werden, kann man spätestens dann auf die letzten Wiener „Hochflur“-Züge E2 + c5 verzichten.