Rückblicke
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Die Triebwagen Type M (und natürlich auch die Beiwagen m2 / m3) sind Straßenbahnfreunden und auch vielen „Laien“ ein Begriff: Optisch und technisch imponierend, waren diese Wagen mehr als 50 Jahre lang ein fester Bestandteil im Verkehrsleben der Stadt Wien. Und wegen des langjährigen Einsatzes auf den Linien der Ringstraße wurden die Wagen von den Wienern auch gerne „Ringwagen“ genannt.
Erst die zunehmende Lieferung von modernen Fahrzeugen verdrängte die M-Züge immer mehr von den ganztägig verkehrenden Linien, aber bis zum Sommer 1977 prägten sie sogar noch das Bild der Ringlinien A und Ak, ab Herbst 1977 waren die M meist nur mehr als Verstärker zu Spitzenzeiten unterwegs.
Seit der Inbetriebnahme der U-Bahnlinie U1 ab 25. Februar 1978 wurden die M-Züge auch von der letzten Ringlinie D abgezogen. Danach waren die M-Züge nur mehr sporadisch als Drei-Wagenzüge bis Oktober 1978 auf den Linien 43 und 71 im Einsatz.
Ihre allerletzten Dienste leisteten die M-Triebwagen jedoch am Bahnhof Währinger Gürtel – allerdings nur mehr im Solobetrieb – auf der Verstärkerlinie D (gestrichen) zwischen Börse und Nußdorf.
Und bald stand auch das Datum des letzten Einsatztages dieser Solowagen fest: Es sollte der 22. Dezember 1978 sein! Natürlich wollte ich unbedingt den allerletzten M-Triebwagen führen, aber ich war nun Mitarbeiter des „Schulbüros“, das für die Schulung der Straßenbahnfahrer zuständig war und ausgerechnet an diesem 22. Dezember war die kollektive Teilnahme an der Weihnachtsfeier dieser Dienststelle „angeordnet“.
Als ehemaliger Fahrer und Funktionär des Bahnhofes Währinger Gürtel hatte ich natürlich noch meine Verbindungen zu dieser Dienststelle und ich hatte mich schon vorsorglich für den Fahrdienst auf dem letzten „M“ einteilen lassen. Aufgrund der geschilderten Situation mußte ich den Dienst aber an einen guten Kollegen abgeben, nicht ohne mit ihm zu vereinbaren, daß er den Fahrerplatz sofort räumen sollte, wenn ich es doch noch zur letzten Fahrt schaffen würde.
Nun mußte ich noch einen Weg finden, mich von der Weihnachtsfeier absentieren zu können. Da ich keine andere Möglichkeit sah, faßte ich mir ein Herz und sprach den Chef direkt darauf an und er entließ mich zum letzten „M“!
Nun galt es, so rasch als möglich zum Expedit der Linie D zu gelangen, während mein „Avatar“, der Fahrer Franz Czerny inzwischen seine Runden drehte. Rechtzeitig zur allerletzten Tour erreichte ich die Ablösestelle und ab nun fuhr ich mit dem M 4134, der recht gut mit den einschlägig-bekannten Straßenbahnfreunde-Gesichtern besetzt war, wehmütig ein letztes Mal nach Nußdorf.
Ab Nußdorf folgte die Einziehfahrt zum Bahnhof Währinger Gürtel und nach dem Einziehen hatten einige technische Einrichtungen und Gebräuche nach 90 Jahren im planmäßigen Personenverkehr der Wiener Straßenbahn ihr Ende gefunden:
Der Triebwagen 4134 wurde bald danach – am 19. Jänner 1979 – zum Arbeitsfahrzeug MH 6329 umgewidmet und da sich der nunmehr historisch wertvolle Wagen in einem sehr guten Gesamtzustand befand, kaufte ihn der „Verband der Eisenbahnfreunde“ (VEF) per 17. April 1981, um ihn für Fahrten einzusetzen. Er kann seither beim VEF für Sonderfahrten („rent a bim“) angemietet werden.
Um das 25-jährige Jubiläum der letzten Fahrt einer „alten“ Wiener Tramway gebührend zu feiern, wurde am Montag, dem 22. Dezember 2003 diese letzte Fahrt im Rahmen einer Pressevorstellung wiederholt: Es waren der Wagen M 4134 und ich als der damalige Fahrer in der originalen Uniform dabei.
Unter gebührendem Medienecho – es waren unter anderen ORF-Wien, Kronen-Zeitung und U-Express dabei – wurde um 15 Uhr die historische Fahrt von der Börse nach Nußdorf und zurück wiederholt, wobei es sich zeigte, daß mit dem alten Triebwagen (Baujahr 1929) der Fahrplan der Linie D, die nun mit modernen Garnituren ausgestattet war, spielend gehalten werden konnte.…
Insbesonders zu den in der Folge jeweils im Angedenken an die letzte Fahrt zelebrierten „Jubiläumsfahrten“ (10, 20, 25 und 30 Jahr-Jubiläum) war es mir immer eine Ehre, mit dem Orignalwagen eine Gedenk-Fahrt nach Nußdorf zu absolvieren.
Nach 40 Jahren…..
Und am 22. Dezember 2018 war es dann bei vorerst strömendem Regen wieder einmal soweit, daß das 40-jährige Jubiläum dieser historischen Fahrt des Jahres 1978 gefeiert wurde. Der VEF stellte drei M-Wagen (4023, 4134 und 4149) sowie auch den L(4) 548, um den damaligen Fahrplan komplett nachfahren zu können. Die Fahrzeuge fuhren nun mehrmals zwischen Börse und Nußdorf, wobei diesmal geladene Gäste des VEF die Fahrten in den historischen Wagen genießen durften.