Rückblicke
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Was alle Tramwayfreunde gehofft hatten, trat damals nicht ein: Im Jahr 1965 wäre die Wiener Tramway 100 Jahre alt geworden und allgemein wurde eine dementsprechende Veranstaltung erwartet. Diese fand aber zum Leidwesen der Interessenten nicht statt!
Da aber normalerweise die damaligen „Museumsfahrzeuge“ der Wiener Straßenbahn im Bahnhof Rudolfsheim standen (z.B. Dampftramwaylok 11, G 4777, Pferdetramwaywagen 340, …), fiel es den „Insidern“ sofort auf, als diese Wagen im Jahr 1968 plötzlich verschwunden waren. Nachfragen brachten keine Klarheit, bis das Gerücht einer großen Feier anläßlich des 100. Geburtstages der „Wiener Tramwaygesellschaft“ die Runde machte.
Und plötzlich waren sie wieder da: Am späten Abend des 10. Mai 1968 standen die vermißten und zusätzlich auch noch andere „Museumswagen“ am Vorkopf der Halle 3 des Bahnhofes Rudolfsheim, um später zum unbenützten Gleis in der Stiftgasse zu fahren.
Das Besondere war aber die Tatsache, daß alle Fahrzeuge vollkommen neu lackiert und auch sonst auf Hochglanz gebracht worden waren. Der G 4777 präsentierte sich nun wieder mit seiner alten Nummer 777, die Dampftramway hatte jetzt einen richtigen DT-Beiwagen (Nr. 72) und der ehemalige Exkursionswagen 2101 hatte eine einigermaßen originale Inneneinrichtung und er erstrahlte wie früher im eleganten, rotbraunen Anstrich. Leider wurden die Plattformen damals nicht in den offenen Zustand zurückgebaut. Diesen Umbau konnte ich erst 40 Jahre später im Wiener Straßenbahnmuseum in Angriff nehmen. Aber an diesem Abend durfte ich mit diesem „Salonwagen“ sogar zur Stiftgasse mitfahren.
Am Festtag, dem 11. Mai 1968 konnten die in der Stiftgasse ausgestellten Fahrzeuge des Festzuges und der Schienenstoßmeßwagen SM 6115 als Sonderpostamt dann ausgiebig bestaunt und fotografiert werden, bis sich der Festzug in Bewegung setzte. Es waren dabei die für ihre Zeit typischen Zugkombinationen unterwegs.
Den Anfang machte der „Heidelberger“ A 25, in dem eine Musikkapelle mit dem Pianisten Norbert Pawlicki spielte, dann gab es einen Querschnitt durch die verschiedenen Epochen der Wiener Tramway (Pferdetramway, Dampftramway, Elektrische…), aufgelockert durch einige mit Werbung versehenen GP-Triebwagen und natürlich auch die damals modernsten Fahrzeuge (C1-Zug, Zug E1 mit schaffnerlosem c3, etc.).
Das Interesse der Wiener und natürlich der vielen Tramwayfreunde war immens. Von der Stiftgasse über die Mariahilfer Straße bis zur Remise Rudolfsheim kam der Konvoi wegen der vielen Menschen einfach nur mühsam weiter und der Festzug war teilweise im Schritttempo unterwegs. Im Bahnhof Rudolfsheim wurden die Fahrzeuge dann eingezogen.
Man konnte damals gut erkennen, wie positiv die Wiener zu „ihrer“ Tramway stehen – und vielen Museumsfahrzeugen hatte diese Erkenntnis wenigstens einige Jahre lang das Leben gerettet.…
Erstellt zum 50. Jahrestag im Jahr 2018.