Rückblicke
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Nach einigen hausgemachten, wenig erfolgreichen Wagenbeschaffungen nach dem Zweiten Weltkrieg verlegte man sich auf den Lizenz-Nachbau von ausgereiften Straßenbahnwagen deutschen Ursprungs. So kauften die Wiener Lohnerwerke die Lizenz von der Düsseldorf-Uerdinger Waggonfabrik (DUEWAG) für einen sechsachsigen Gelenkwagen. Vorerst wurden zwei Prototyp-Wagen hergestellt, die in der technischen Einrichtung unterschiedlich ausgeführt waren. Der Wagen 4401 hatte die Ausstattung der Firma Kiepe, beim Wagen 4402 wurde die elektrische Einrichtung von Siemens geliefert.
Da man im Lohnerwerk schon wußte, daß die neuen Wagen bei den Wiener Verkehrsbetrieben die Typenbezeichnung „E“ haben würden, wurden die beiden Wagen auch mit entsprechenden Namen versehen: Wagen 4401 wurde von den Erbauern „Emil“ genannt, der 4402 wurde zum „Edi“.
Der Emil 4401 wurde bereits im Jahr 1959 ausgeliefert und am 7. Oktober 1959 in Betrieb genommen, beim Edi 4402 dauerte es etwas länger und die Entscheidung zum Serienbau fiel inzwischen für die Ausstattung des „Emil“. Der 4402 wurde danach zum ungeliebten Einzelstück und Außenseiter. Allerdings war dieser Außenseiter Zeit seines Daseins ein besonderes Fahrzeug, insbesonders da er der bislang einzige Wiener Straßenbahnwagen mit insgesamt fünf Betriebsnummern war: 4402-4440-4600-4459-6600!
Vom Prototyp „Emil“ 4401 wurden noch 88 weitere Exemplare gebaut, die zum Teil bis ins Jahr 2007 aktiv waren.
Bei der letzten Fahrt der Type E am 25. Oktober 2007, die sogar der 48- jährige Prototyp 4401 absolvierte, nahm auch ein Fahrgast teil, der bereits die Jungfernfahrt im Jahr 1959 miterlebt hatte: Heinz Serdinsek, ein schon pensionierter Wiener Straßenbahnfahrer erinnerte sich, daß er die „Sensation“ des ersten Einsatzes des modernen Gelenktriebwagens nur aus einer kleinen Meldung in der Zeitung „Bild-Telegraf“ erfahren hatte.
Und zufällig hatte er am „Ersttag“ in der Nähe der Remise Simmering etwas zu erledigen, sodaß er schon am frühen Vormittag dort „spionieren“ konnte. Der 7. Oktober 1959 war ein sehr trüber, regnerischer Mittwoch und alle Remisentore waren geschlossen – der Wagen mußte sich also noch in der Halle befinden – und so wurde im Regen gewartet. Nach fast zwei Stunden des vergeblichen Zuwartens siegte dann der Zweifel und Heinz Serdinsek fuhr mit dem nächsten 71er stadteinwärts.
Bei der Grillgasse siegte aber dann doch wieder die Neugier und er stieg aus, um noch zu warten. Und nach kurzer Zeit kam „er“ dann: Der E 4401 in voller Pracht als Tourenzug der Linie 71. Trotz des schlechten Wetters gestaltete sich die erste Fahrt im „Neuen“ zu einem Erlebnis für den schon damals eingefleischten Straßenbahnfreund.
Die übrigen Passagiere und auch die Passanten nahmen jedoch kaum Notiz von dem neuen und eleganten Fahrzeug. Die Gründe lagen wohl darin, daß sich die Inneneinrichtung kaum von den damals schon bekannten C1, c1 und c2 unterschied und der erste Gelenkwagen D schon ein Jahr vorher auf der Linie 71 gefahren war – damit hatte er dem „Emil“ die Show gestohlen!
Ebenso wie die Erstfahrt blieb auch der Abschied von der Type E am 25. Oktober 2007 von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt, da ja die optisch gleiche Type E1 damals noch in großen Stückzahlen in allen Teilen Wiens fuhr und sogar manchen „Insidern“ der Unterschied zwischen E und E1 nicht immer geläufig war……
Alles über die Type E finden Sie im Buch „Wiener Gelenkwagen Type E“ des Verlages www.bahn-im-film.at