Rückblicke
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Die Geschichte der Straßenbahnen in Text und Bild
Eine kleine Straßenbahngesellschaft in Wien, die auch nur etwa sechs Jahre existierte, war die „Elektrische Straßenbahn Wien – Kagran“ (WKB).
Zum 50. Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph I. wurde ein „Bundesschießen“ im Bereich des linksseitigen Donauufers eingerichtet, zu dessen Eröffnung die Kagraner Bahn die Festgäste ab 26. Juni 1898 vom Praterstern zum Schießplatz brachte.
Nach dem Ende des Bundesschießens (am 6. Juli 1898) durfte die WKB allerdings die „Péagestrecke“ der Wiener Tramwaygesellschaft vom Praterstern bis zur Vorgartenstraße nicht mehr benützen. Abfahrtsstelle war danach die Vorgartenstraße vor dem Mexikoplatz.
Die gesamte Strecke bis Kagraner Platz wurde am 22. Dezember 1898, die Zweigstrecke nach Kaisermühlen wurde am 18. Februar 1899 fertiggestellt.
Als Fuhrpark wurden vorerst sechs Triebwagen von der Hamburger Straßenbahn angekauft. Nur einer von denen hatte eine Betriebsnummer, nämlich 151. Die anderen Wagen waren vorerst nummernlos. Erst nach dem Einschreiten der Behörde bekamen alle Wagen die Betriebsnummern 1 – 6.
Um den Wagenpark zu verstärken, kaufte die WKB vier weitere Triebwagen. Diese wurden 1899 von der Grazer Waggonfabrik nach den Hamburger Vorbildern gefertigt, hatten aber fünf anstatt drei Fenstern.
Ebenso wurde von der Waggonfabrik Rohrbacher im Jahr 1899 der Beiwagen Nr. 1 gefertigt und außerdem wurden noch acht Pferdebahnwagen der Budapester Straßenbahn als Beiwagen übernommen.
Nach der Übernahme der Kagraner Bahn durch die Gemeinde Wien ab 12. Juli 1904 wurden die Triebwagen 1 – 10 zur Type C1 mit den Betriebsnummern 76 – 85. Der Beiwagen 1 wurde zur Type e1 mit der Nummer 1261 und die restlichen Beiwagen wurden zu e2 mit den Nummern 1262 – 1269. Sie wurden allerdings mangels Verwendbarkeit schon nach kurzer Zeit in Salzstreuwagen umgebaut.
Aber auch die C1-Triebwagen waren zu klein für einen universellen Einsatz in Wien und daher wurden alle zehn Wagen in den Jahren 1910 bis 1912 an die Wiener Lokalbahnen verkauft. Sie wurden danach auf der Straßenbahn in Baden bei Wien und auch im Wiener Ortsverkehr der Badner Bahn verwendet.
Der Triebwagen 84 wurde im Jahr 1926 zu einer Verschublokomotive für die Remise Wolfganggasse umgebaut, die anderen ex-Kagranerbahnwagen standen noch im 2. Weltkrieg im Einsatz auf der Badner Straßenbahn.
Die Verschublokomotive (sie wurde immer „Bockerl“ genannt), die im Laufe der Jahre mehrere Nummern trug (10.01 – 1001 – 01) wurde in den letzten Jahren in Rumänien für die „Museumstramway Mariazell“ wieder zu einem Triebwagen der Kagraner Bahn mit der Nummer 9 rekonstruiert.
Die ursprüngliche Strecke der Kagraner Bahn wurde durch den Einsturz der Reichsbrücke am 1. August 1976 nachhaltig zerstört. Nach der vorläufigen Bedienung des Straßenbahnverkehrs über die Wagramer Straße aus Richtung Floridsdorf wurde der Ast nach Kaisermühlen im Jahr 1982 aufgelassen und seit 2012 ist nur mehr das kurze Stück zwischen Donauzentrum und Erzherzog-Karl-Straße ein letzter Rest der ehemaligen Kagraner Bahn.